Sprachen & Technologie, Traum oder Albtraum?

Georgeta Grama - 04/06/2014



Kapitel 1: Die automatische Übersetzungsfunktion

Sprachen & Technologie, Traum oder Albtraum?
Statistiken zufolge sind 25% aller Internetnutzer weltweit englische Muttersprachler. Und doch sind immer noch circa 60% aller Websites englischsprachig. Tatsächlich ist die Sprache ausgesprochen wichtig, egal ob es sich um eine Online-Seite handelt oder nicht. Jede Nachricht ist leichter verständlich in einer Sprache, die man gut versteht. (Traum)

Daher kommt es sehr auf die Qualität der Übersetzung an, denn die Bedeutung der ursprünglich gesendeten Information ist essentiell: die Etymologie, die Syntax, die Lexikologie, die Semantik, sie alle spielen letztlich eine Rolle dabei, einen Gedanken, ein Gedicht, einen Satz, einen Zweifel, eine Frage, einen Blick vollumfänglich wiederzugeben… (Traum & Albtraum)

Die Geschwindigkeit und Unmittelbarkeit der Übersetzung sollten dabei niemals Einfluss auf den Inhalt nehmen, selbst wenn Mr. Google und Mrs. Linguee uns freundlicherweise mit entsprechenden Interpretationswerkzeugen ausstatten, die zeitweise jedoch guten Grund zur Verwunderung bieten. Sie können sogar dazu führen, dass eines Tages, weil unser Kopf schon zu voll ist, wir uns nicht mehr darüber wundern, warum die „Nacht Stute“ (englisch: night mare) so schwer ist, das Kind nicht mehr sieht, dass seine „sauberen Hände“ (französisch: "mains propres") seine eigenen sind oder die Einheitswährung (französisch: monnaie unique) auf einmal als „einzigartige Devisen“ dasteht - mit dieser Leichtigkeit verdreht die Maschine unsere Worte....

Linguistische Vielfalt ist sicherlich bedeutend, und doch besitzt jede Sprache eine ihr eigentümliche Schönheit, die kaum eine Übersetzung zu beschreiben vermag, ob diese nun automatisch geschieht oder nicht. Das wird uns mehr und mehr bewusst. Wäre dem nicht so, würden wir wohl damit aufhören, fremde Sprachen zu erlernen, und das wäre eine Schande. Unser guter alter Shakespeare würde sich wegen Mr. Google Translate wohl jeden Tag im Grabe umdrehen, und diejenigen, die einmal versucht haben, Shakespeare zu übersetzen, wissen wohl genau was ich meine ;-) (Traum & Albtraum)

Glücklicherweise ist die Online-Übersetzung – zumindest für den Moment - dazu nicht in der Lage, weil es scheint, dass ein Menschenleben nicht dafür ausreicht, all das einzulesen, was in einer Sekunde im Internet geschrieben wird. Sollte es eines Tages gelingen, alles übersetzt zu bekommen, wer hätte wohl die Zeit, davon zu profitieren? Möglicherweise die Wissenschaft, und das ist ja schon einmal kein schlechter Anfang. (Traum)(Traum)

Ich erinnere mich an eine Dokumentation auf dem Discovery Channel, die von 10.000 chinesischen Fabrikangestellten berichtete, die allesamt durch Roboter ersetzt wurden. Diese Roboter wiederum wurden von fünf Angestellten überwacht, die schließlich selbst durch neue Roboter ersetzt wurden… auf der Suche nach Perfektion gelangt der Mensch unbewusst oftmals an den Punkt, an dem er sich selbst beseitigt. Und das ist - weiß Gott – ein zu hoher Preis. (Traum & Albtraum)

Stellen wir uns den Moment vor, in dem alles automatisch in jede andere Sprache übersetzt werden kann, und zwar vollkommen perfekt. Sprachen würden nicht länger Kommunikationsbarrieren zwischen verschiedenen Orten der Welt darstellen, und das alles dank der fortgeschrittenen Technologie. Das Einzige was dazu fehlt ist, den Robotern Feingefühl beizubringen, doch das wäre das Ende der Menschheit, keinen Tag länger würden sie gebraucht. (Traum & Albtraum)

Übung zum Technologie-Albtraum-Szenario anhand eines Gedankenspiels:
Versucht, fünf Berufe zu finden, die - sagen wir im Jahre 2030 - nur von Menschen ausgeführt werden können. Doch Vorsicht: probiert erst gar nicht, die Eltern zu verwenden – der Vater ist bereits draussen, und die Mutter arbeitet gerade daran ;)

Übung zum Technologie-Traum-Szenario anhand eines Gedankenspiels:
Wir befinden uns im Jahre 2030, und du bist auf einer Konferenz in Moskau, zu der 20 Teilnehmer eingeladen sind, die alle in ihrer eigenen Sprache vortragen. Du hast eine großartige Übersetzerin bestellt, doch leider schickt sie dir kurz vor Beginn der Konferenz eine Nachricht, in der steht: „Bin in 30mins da. Stecke im Verkehr fest.“ Da dir klar ist, dass Moskau um Einiges größer als Paris ist, wirst du leicht panisch. Es folgt:
- Rede Nr. 1 und du verstehst: nichts
- Rede Nr. 2 und du verstehst: nichts
- Rede Nr. 3 und du verstehst: nichts
- Rede Nr. 4 nd plötzlich bietet dir dein Sitznachbar den PerfectBabel an, das weltweit populärste und neueste Software-Tool zur Echtzeit-Übersetzung inklusive Sprachmelodieerkennung. Selbst die Gesten des Redners verlierst du nun nicht mehr aus den Augen. Was für ein absoluter Traum!

Die Moral von der Geschichte: Echte Träume kann man erst dann genießen, wenn man die schlimmsten Albträume erlebt hat.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass jede high-tech-Evolution bzw. Revolution aufs Neue den Wunsch des Menschen zeigt, Spitzenleistungen zu vollbringen. Doch wie lassen sich die Früchte dieser Errungenschaften anderen Menschen kommunizieren, ohne die entsprechend gute Kommunikation, für die Sprache eine der entscheidendsten Faktoren ist? Und da nicht jeder von uns mit einer gutaussehenden, persönlichen Übersetzerin im Arm durch die Straßen von Shanghai laufen kann (tja, tut mir leid, meine Herren…), vielen Dank im Voraus, Mr. Google Translate, für Ihre große Unterstützung. Die automatische Übersetzung kann tatsächlich durchaus hilfreich sein; wir müssen uns nur vor ihren Gefahren in Acht nehmen.

Georgeta Grama
Cluj-Napoca (Rumänien)
(Übersetzung Nadiem Von Heydebrand)

Auf EN und FR übersetzt, hier runterladen: